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Wien’s neues Biogütesiegel für Lokale

Mai 30, 2018

Seit heute gibt es in Wien ein Gütesiegel, das zeigt, wie viel Wert ein Betrieb auf Bio und Nachhaltigkeit legt. Da beim Auswärts-Essen keine verpflichteten Kriterien gelten, können Gäste nur in den seltensten Fällen erkennen woher ihr Essen stammt und wie es produziert wurde. MUTTER ERDE hat in einem der Pionierbetriebe – Der Gustl kocht – vor kurzem eine Pressekonferenz veranstaltet. Weil es eines der wenigen Lokale in Wien ist, die 100% Bioprodukte verwenden.

 

Eier, Milch und Gemüse sind die beliebtesten Bio-Produkte in Österreich. Um auch in der Gastronomie sofort erkennen zu können, ob in einem Lokal etwa Bio-Fleisch oder Gemüse zum Einsatz kommt, ob Regionalität und Saisonalität groß geschrieben werden, soll es das neue Gütesiegel „Natürlich gut Essen“ geben.

© OekoBusiness Wien / Frank Helmrich

 

„Dieses Zeichen zeichnet Betriebe aus, die sich vorbildlich verhalten beim Einkauf von Lebensmitteln, die darauf achten, dass Lebensmittel nachhaltig produziert wurden und möglichst ohne Tierleid“, sagte Karin Buchl-Krammerstätter von der MA 22. Die Wiener Umweltschutzabteilung hat das Gütesiegel ins Leben gerufen.

 

Betriebe auf den Weg bringen

Entsprechend des grundlegenden Ansatzes von OekoBusiness Wien, sowohl solche Betriebe zu begleiten, die bereits nachhaltig agieren, als auch jene auf den Weg zu bringen, die noch am Anfang stehen, gibt es die Auszeichnung in Gold, Silber und Bronze gestaffelt je nach Bioanteil im Sortiment sowie nach weiteren Kriterien bei tierischen Produkten und im sonstigen Speisenangebot.

 

© OekoBusiness Wien / Frank Helmrich

© OekoBusiness Wien / Frank Helmrich

Die wichtigsten Kriterien von „Natürlich gut essen“

  • Bio gesamt: zumindest 30 %
    (Bronze: mind. 30 %, Silber: über 75 %, Gold: über 90 %)
  • Eier: jedenfalls Freilandhaltung (Gold: 100 % Bio)
  • Milchprodukte: mind. 4 Bio-Produkte (Gold: 100 % Bio)
  • Fleisch und Fisch: mind. 1 Sorte Bio (Gold: 100 % Bio), verpflichtende Herkunftsangabe
  • Palmöl: bei Margarine, Schokolade und Schokoladeaufstrichen aus RSPO/POIG zertifizierten, nachhaltigen, biologischen Quellen
  • Vegetarisches Angebot auf der Speisekarte

© OekoBusiness Wien / Frank Helmrich

Großer Verbesserungsbedarf bei Betrieben mit Tierhaltung

Zu tun gibt es jedenfalls noch mehr als genug: Wie eine aktuelle Analyse des Zentrums für Globalen Wandels und der Boku Wien zeigt, werden in Österreich beispielsweise Jahr für Jahr mehr als 5 Millionen Schweine gemästet und geschlachtet – allerdings werden von ihnen nur 1,1 Prozent nach biologischen Kriterien gehalten. Großen Verbesserungsbedarf in Sachen Tierwohl gibt es sowohl bei Schweine-, Hühner- als auch Rinderbetrieben – sei es ein zu geringes Platzangebot, das routinemäßige Kastrieren und Kupieren von Ferkeln, das Töten männlicher Küken oder das Enthornen von Kälbern ohne Narkose.

 

Tier- und Umweltschutz gehen Hand in Hand

Bei einer nachhaltigeren Produktion gehen Tier- und Umweltschutz jedenfalls Hand in Hand: Durch die zunehmenden Betriebsgrößen treten vermehrt ökologische Probleme auf, wie die Überdüngung der Böden mit anschließender Belastung des Grundwassers oder beispielsweise Ammoniak-Emissionen. Durch den Import von Tierfutter findet auch eine Auslagerung von Umweltbelastungen statt: In den letzten Jahren importierte Österreich pro Jahr im Schnitt ca. 550.000 t Sojaschrote und Sojakuchen sowie andere Sojaprodukte, wovon 75 % gentechnisch verändert sind.

Mit dem neuen Gütesiegel „Natürlich gut Essen“ kann nun auch auf Seiten der Gastronomiebetriebe und ihrer Gäste ein Hebel für eine positive Entwicklung angesetzt werden. Die Auszeichnung ist überdies ein weiterer Baustein für den von Wien unterschriebenen „Milan Urban Food Policy Pacts“, dessen Umsetzung ebenfalls die Wiener Umweltschutzabteilung – MA 22 koordiniert.

Unter den Pionierbetrieben sind das Deli Bluem in der Josefstadt (Gold), Gustl kocht in Wien Landstraße (Gold) und die Luftburg der Kolarik Freizeitbetriebe im Prater (Bronze).

Links

http://www.umweltschutz.wien.at/


http://wien.orf.at/news/stories/2915517/