Von Samstag, 13. Oktober bis Freitag 19. Oktober 2018 widmet sich der ORF noch einmal dem Thema „Schau, wo dein Essen herkommt!“. Höhepunkte im Programm sind ein Themenmontag zu Milch (15. Oktober, ORFIII) und ein Dokuabend auf ORF 2 am 17. Oktober (Weltjournal und Weltjournal +). Auch zahlreiche Magazinsendungen und die ORF Landesstudios widmen sich in einem „ORF Nachgefragt“ noch einmal dem Thema. Hier mehr zu den ORF-Beiträgen.
System in der Krise
Der Welternährungstag ist gleichzeitig auch Welthungertag. 2018 steht er unter dem Motto „Zero Hunger by 2030“. Obwohl aktuell pro Kopf mehr Lebensmittel produziert werden als je zuvor, leiden mehr als 800 Mio. Menschen weltweit Hunger, 2 Mrd. haben Nährstoffdefizite. Gleichzeitig gelten fast 2 Mrd. Menschen als übergewichtig. In Österreich wie in der EU wird gesunde Ernährung mehr und mehr zu einem sozialen Thema: gesundes, abwechslungsreiches Essen ist für viele nicht leistbar bzw. fehlt das Bewusstsein dafür.
Der steigende Druck auf die Ökosysteme und der Klimawandel, nicht zuletzt hervorgerufen durch landwirtschaftliche Produktion, bedrohen die künftige Lebensmittelversorgung. Die Reduktion auf immer weniger große Player führt zu weniger Vielfalt und damit zu weniger Resilienz gegenüber potentiellen Krisen.
Druck auf unsere Natur
Österreich ist ein reiches Land voller wertvoller Naturschätze: Wasser, Wald, Almen, Wiesen, Auenlandschaften. Aber die Konkurrenz um Flächen und die Intensität der Landnutzung steigen, mit sichtbaren Folgen für den Naturraum. Industriell optimierte Ackerflächen sind eine Bedrohung für die Artenvielfalt, wie aktuelle Studien zu Vögeln und Insekten zeigen. Fichtenwälder halten den länger werdenden Trockenperioden nicht mehr stand. Traditionell genutzte Weideflächen verwalden weil kleinstrukturierte Tierhaltung sich nicht mehr lohnt. Wasser wird zum knappen Gut, auf Almen wie auch im Ackerland steigt der Druck künstlich zu Bewässern. Der Bodenverbrauch wird von Experten inzwischen als eines der vordringlichsten Probleme gesehen, insbesondere als er meist irreversibel ist und das Potential für landwirtschaftliche Produktion in Zukunft schmälert.
Können wir uns selbst versorgen?
Können wir uns selbst ernähren, auch angesichts des fortschreitenden Klimawandels? Eine im Rahmen des MUTTER ERDE Schwerpunkts präsentierte BOKU Studie zeigt, dass Österreich sich – theoretisch – mit Lebensmitteln selbst versorgen könnte. Doch nicht nur das: selbst eine Versorgung mit 100% heimischen Biolebensmitteln wäre möglich, vorausgesetzt es wird entweder der Lebensmittelabfall oder der Fleischkonsum leicht reduziert.
Wie aber sieht es in der Realität aus? Woher stammt das Essen, das auf unseren Tellern landet? Und wie stellen wir sicher, dass auch in Zukunft – bei steigender Bevölkerung und bei zunehmenden Problemen mit klimabedingten Ernteausfällen – genug Lebensmittel verfügbar sind?
Politische Weichenstellung während Österreichs EU-Präsidentschaft
Im Rahmen der aktuellen, österreichischen EU-Präsidentschaft werden die Weichen für die Zukunft der Landwirtschaft in der EU und somit auch Österreichs gestellt. Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) mit derzeit ca. 40% des EU Budgets steht unter Spardruck. Wie wird das weniger-werdende Geld verteilt: zugunsten von mehr Masse und Industrialisierung oder so, dass nachhaltige Produktionsweisen gefördert werden?
Umweltorganisationen fordern klare, ambitionierte ökologische Prioritäten im künftigen Förderwesen und kritisieren, dass die Förderung nach „Fläche“ fortgesetzt wird. Denn diese belohnt vor allem „Größe“ und nicht, ob ein Betrieb positive (oder negative) Auswirkungen auf Wasser, Böden und Artenvielfalt hat.
Das ORF Nachgefragt
Von 13. bis 19. Oktober widmen sich viele ORF Formate in Fernsehen, Radio und Online der Frage, wo unser Essen herkommt. Einige der Highlights sind:
Sa, 13.10./18:35/ORFeins; Newton – Essen 3.0: Techno-Food
Neun Milliarden Menschen sollen ab dem Jahr 2050 auf unserem Planeten leben, so die Prognose. Und sie alle sollten sich möglichst gesund ernähren – mit proteinreicher Kost. An einer Alternative für tierische Produkte wird in den Labors in Silicon Valley mit Hochdruck geforscht. Finanziell unterstützt werden die Wissenschaftler dabei von bekannten Milliardären wie Bill Gates. So kreieren die Biotechnologen ohne Kühe und Hühner Milch, Fleisch und Eier. Gesunde Ernährung aus dem High-Tech Labor.
Mo, 15.10./21:10/ORF2; Thema: Die biologisch-dynamische Landwirtschaft – Was steckt hinter dem Begriff „Demeter“?
Jeder kennt BIO, aber nur wenige können mit dem Begriff „Demeter“ etwas anfangen. Dabei ist Demeter der älteste und am strengsten zertifizierte Bioverband der Welt. Synthetischer Dünger, Spritzmittel und Zusatzstoffe sind tabu. Ziel ist ein „vitaler Hoforganismus“: artgerechte Tierhaltung, Mist als natürlicher Dünger, hofeigenes Futter und Saatgut. Die Basis für diese „biodynamische“ Landwirtschaft schaffte 1924 der österreichische Anthroposoph Rudolf Steiner, auch bekannt als Begründer der Waldorfschulen. Heute fußt die EU-Biogrundverordnung auf dem Demeter-Prinzip. Demeter ist aber nicht nur ein internationales Qualitätsmerkmal, Demeter ist vor allem auch eine Glaubensfrage, wie Kritiker meinen. Nicht selten wird zum Beispiel nach Mondphasen bewirtschaftet. THEMA besucht landwirtschaftliche Betriebe, die nach dieser Philosophie arbeiten. Warum entscheiden sich Bauern für diese aufwändige Form der Bewirtschaftung? Was bringt sie? Und wo endet Bio und fängt Esoterik an?
Mi, 17.10./17:05/ORF2; Aktuell in Österreich – „Gesundes Schulessen“
Von Bregenz bis Wien, von Klosterneuburg bis Saalfelden – insgesamt 25 der größten Städte und Gemeinden (die 3 bevölkerungsreichsten pro Bundesland) wurden von Greenpeace auf Gesundheit und Umweltfreundlichkeit in Sachen Schulessen überprüft und bewertet. Wer sind die Spitzenreiter? Wo schaut es ganz schlecht aus? Wie schneiden die großen Landeshauptstädte im Vergleich zu kleineren Ortschaften ab?
Im Studio zu Gast: Sebastian Theissing-Matei, Greenpeace
Mi, 17.10./22:30/ORF2; Weltjournal: Dänemark – der umstrittene Walfang
Wer Fleisch essen will, muss töten können, sagen die Bewohner der dänischen Färöer-Inseln. Der Grindwalfang ist auf den kargen Inseln im Nordatlantik seit Jahrhunderten Tradition: an die 800 Wale und Delphine werden pro Jahr erlegt, ihr Fleisch kostenlos an die Bewohner verteilt. Tierschützer kritisieren die Jagd auf die Meeressäuger als nicht mehr zeitgemäß und ebenso unnötig wie grausam. Sie rufen Touristen auf, die Inseln als Urlaubsziel zu boykottieren. Neben der Fischerei gehört der Tourismus zum wichtigsten Standbein der Inselwirtschaft.
Das WELTjournal begleitet Bewohner der Färöer-Inseln bei der Jagd auf die Meeressäuger und trifft die Tierschutzaktivisten, die sich ihnen in den Weg stellen. Sie verweisen unter anderem auf ein Gutachten des färöischen Gesundheitsministeriums, das vor übermäßigem Genuss von Grindwalfleisch warnt, da es mit Umweltgiften wie Quecksilber, und Dioxinen belastet ist.
Mi, 17.10./23:05/ORF2; Weltjournal+: Unser Fleisch – Europas Tiertransporte
Stress, Hitze und überladene Lastwagen – für Tiere sind lange Transporte eine Tortur. Millionen Rinder, Schafe, Schweine und Pferde werden jedes Jahr quer durch Europa gefahren, da der Transport von Lebendtieren billiger ist als der von Fleisch, das gekühlt werden müsste. Hauptempfänger der Lebendtransporte sind die Türkei und der Nahe Osten. Laut EU muss das Wohl der Tiere bis zum letzten Zielort sichergestellt sein, doch niemand kontrolliert die Transporte, sobald sie die EU verlassen haben.
Das Weltjournal+ zeigt das Ergebnis einer monatelangen, investigativen Recherche: schon kurz hinter den EU-Außengrenzen finden sich auf Tiertransporten verdurstete Rinder und erstickte Schafe. Das Entladen der Tiere und das Schlachten geschieht abseits aller Richtlinien und Regeln, wie wir sie kennen. Von deutschen Bauernhöfen ausgehend, über Bulgarien und die Türkei, bis in den Libanon gehen wir der Frage nach, wie es um das Wohlergehen unserer Tiere bestellt ist.
Do, 18.10./11:25/ORF2; Land und Leute
In dieser Land und Leute – Ausgabe geht es unter anderem um Japanisch-Tiroler Rinder und einen Steirischen Bergwerkskäse.
Do, 18.10./22:30/ORF2; Eco – Frisch, saftig, international: Woher der Apfelsaft in unseren Supermärkten kommt
Die heimischen Apfelbauern verzeichnen eine Rekordernte: nach zwei Katstrophenjahren mit Spätfrost im Frühling schaut es heuer wieder besser aus. Über 200.000 Tonnen werden in diesen Wochen geerntet – eine Steigerung um 200 Prozent zum Vorjahr. So ganz ungetrübt ist die Freude aber nicht, denn auch andere Bauern in Europa hatten ein gutes Apfeljahr. Das bedeutet ein größeres Angebot und damit niedrigere Preise am Weltmarkt. Für ein Kilogramm Pressobst werden aktuell nur mehr wenige Cent bezahlt, sofern die Äpfel überhaupt noch angenommen werden. Viele Landwirte lassen das Obst deshalb am Baum und ernten es erst gar nicht, weil sich die Arbeit nicht mehr lohnt. Gleichzeitig ist jeder zweite Apfelsaft im Supermarkt mittlerweile international – vor allem bei Apfelsaftkonzentrat kommen die Rohstoffe in den meisten Fällen aus dem Ausland.