Jedem ist es schon einmal aufgefallen: immer mehr Lebensmittel werden in Plastik verpackt verkauft. Sogar vor Obst und Gemüse macht der fossile Packstoff nicht halt. Das hat Konsequenzen für die Umwelt: denn Plastik wird aus fossilen Rohstoffen erzeugt. Vor allem aber dauert es Hunderte von Jahren, bis nicht recycelte Kunststoffe zersetzt sind.
In Europa werden jährlich 25 Mio. t Kunststoffabfälle erzeugt, davon aber weniger als 30% gesammelt. Auf der ganzen Welt sind die Strände voll mit Kunststoffen mit gravierenden Auswirkungen auf die dortigen Lebewesen. Inzwischen findet das Plastik über die Nahrungskette sogar wieder ihren Weg zurück auf unsere Teller. Mahlzeit!
Die EU hat Anfang des Jahres eine europaweite Strategie für Kunststoffe beschlossen. Ziel ist, die Wirtschaft hin zu einer Kreislaufwirtschaft zu bringen. Vor allem sollen bis 2030 alle Kunststoffverpackungen recyclingfähig sein und die Verwendung von Einwegkunststoffen reduziert und von Mikroplastik eingeschränkt werden.
Wir haben bei unserem Partner Lidl nachgefragt, wie sie mit dem Thema umgehen.
MUTTER ERDE: Frau Simacek, Plastik ist überall. Gerade im Lebensmittelhandel hat man das Gefühl, dass es eher mehr wird als weniger. Wie schätzen Sie die Entwicklung des Plastikaufkommens bei Lidl Österreich ein?
Eva Simacek: Plastik ist vielfältig einsetzbar und schützt unsere Lebens mittel zuverlässig. Es ist aber oft schwer oder gar nicht recyclingfähig und kann in vielen Fällen nur mehr thermisch verwertet werden.
Deshalb werden wir die Plastikverpackungen bei unseren Produkten verringern. Dafür verzichten wir schrittweise auf immer mehr Verpackungen aus Plastik. 20 % weniger haben wir uns bis 2025 vorgenommen.
Auch ein zweites großes Ziel haben wir uns gesetzt: Bis 2025 werden wir alle unsere Kunststoffverpackungen im Einklang mit der europäischen Plastikstrategie der EU-Kommission zu 100 Prozent recyclingfähig machen.
MUTTER ERDE: Das bedeutet es geht einerseits um Reduktion von Plastik und andererseits um die Verwendung von recycelbarem Plastik. Warum passiert das genau jetzt?
Eva Simacek: Die Veröffentlichung der Plastikstrategie der EU-Kommission war sicher ein kleiner Anstoß, der den Stein ins Rollen gebracht hat. Aber im Hintergrund arbeiten wir schon lange daran, Verpackungen zu optimieren und zu reduzieren. So verkaufen wir z.B. bereits seit 2017 keine Einwegplastiktragetaschen mehr. An der Reduktion von Verpackungsmaterialien bei Kleidung arbeiten wir sogar schon länger. Dabei haben wir für viele Produkte bereits von sogenannten Polybags auf Einstecker oder Banderolen aus Karton umgestellt. Unserer Bio-FAIRTRADE Bananen kommen seit kurzem auch nicht mehr im Kunststoffsackerl sondern tragen eine schlanke Banderole. Dadurch sparen wir alleine bei den Bananen mehr als 80 % Verpackung.
MUTTER ERDE: Experten fordern schon lange, dass es mehr Mehrweg geben sollte. Trotzdem ist das Angebot in vielen Supermärkten schon fast aus den Regalen verschwunden. Was hat Lidl Österreich in diesem Zusammenhang geplant?
Eva Simacek: Pauschal lässt sich nicht sagen, ob Einweg- oder Mehrwegflaschen die niedrigere Ökobilanz aufweisen. Das liegt daran, dass der Transport und auch das Gewicht der Flaschen berücksichtig werden müssen. Außerdem bevorzugen die meisten Kunden Einweglösungen. Deshalb konzentrieren wir uns darauf, Einwegalternativen noch effizienter zu gestalten. Dafür wird das Gewicht der PET-Flaschen reduziert und der Recyclinganteil erhöht. Trotzdem testen wir gerade in einigen Filialen den Verkauf und die Rücknahme von Mehrwegflaschen.
MUTTER ERDE: Was empfehlen Sie einer Konsumentin oder einem Konsumenten, der möglichst auf Plastik verzichten möchte. Welche drei Maßnahmen sind aus Ihrer Sicht am wirkungsvollsten?
Eva Simacek: Ich persönlich versuche durch mein Einkaufsverhalten möglich wenig Plastikabfall zu erzeugen. Deshalb habe ich immer eine Lidl Permanenttasche dabei, in der ich meine Einkäufe verstaue. Bei Obst und Gemüse greife ich gerne zur Stückware. Durch die bedarfsgerechtere Menge vermeide ich auch, später etwas wegwerfen zu müssen. Auf manche Plastikverpackungen kann man aber nicht komplett verzeichten. Darum ist es wichtig, diese anschließend richtig zu trennen und nicht in den Restabfall zu werfen. Dann können die Materialien wenigstens noch recycelt werden.
Eva Simacek ist CSR-Koordinatorin bei Lidl Österreich.