Fotocredit: Tamara Greiner/WWF
Im Rahmen des Schwerpunkts „Klima schützen, Arten schützen!“ präsentierte die Umweltinitiative MUTTER ERDE gemeinsam mit der Umweltschutzorganisation WWF Österreich und dem E.C.O. Institut für Ökologie am Mittwoch den 3. November 2021 eine neue Studie zur Rolle des Waldes im Klimaschutz: „Die jüngsten Ereignisse im Raxgebiet haben gezeigt, wie vulnerabel unsere Wälder sind und den Fokus darauf gelenkt, dass mit dem Fortschreiten der Klimaerwärmung die Klimafitness unserer Wälder auf die Probe gestellt wird. Mit der Beauftragung dieser Studie möchten wir zu einem wissenschaftsbasierten Diskurs zum Thema beitragen“, sagt Anita Malli, Geschäftsführerin von Mutter Erde. „Die kompakte und dennoch umfassende Studie beleuchtet nicht nur relevante Literatur, sondern bildet auch die Positionen der relevanten Stakeholder ab, die dafür interviewt wurden.“ Die Studie stellt auf knapp 100 Seiten Zahlen und Fakten dar und bildet eine wertvolle Basis für den aktuellen Diskurs über die Rolle unserer Wälder für den Klimaschutz.
Laut der Studie ist in österreichischen Wäldern für beide Aspekte noch viel ungenutztes Potential vorhanden, was vor allem an ihrem Alter liegt: „Während Bäume in europäischen Urwäldern 300 bis 600 Jahre alt werden, wird die Entwicklung in Wirtschaftswäldern durch den Ernteeingriff bereits nach 80 bis 140 Jahren unterbrochen. Dabei steigen gerade in den Spätphasen des Waldzyklus sowohl die Biodiversität, als auch die Fähigkeit der Wälder, Kohlenstoff zu speichern, stark an.“ Der WWF fordert daher die Verankerung der Klimaschutzfunktion der Wälder im Forstgesetz. „Damit könnten Waldbesitzer*innen Förderungen dafür erhalten, dass sie ihre Wälder ungestört und lange wachsen lassen und somit für ihre Mithilfe beim Klimaschutz belohnt werden.“
Vorratsaufbau im Wald zu empfehlen
Derzeit liegt die durchschnittliche Holzmenge in österreichischen Wäldern bei etwa 350 Vorratsfestmetern pro Hektar – und damit deutlich unter den 500 bis 700 Vorratsfestmetern, die sich in Ur- und Naturwäldern in Mitteleuropa finden. „Holzbiomasse kann jedoch nicht nur im Wald, sondern auch im Holzproduktepool gespeichert werden, also etwa in Gebäuden und Einrichtungsgegenständen. In einigen Ausnahmefällen kann Holz auch energetisch genutzt, also verbrannt werden, um fossile Energien zu ersetzen und damit helfen, Treibhausgase einzusparen“, erklärt Hanns Kirchmeir, Studienautor und Geschäftsführer von E.C.O. „Allerdings zeigen die Daten unserer Studie, dass der Vorratsaufbau direkt im Wald sogar noch mehr CO2 speichern kann, als die Nutzung von Holz im Holzproduktepool und die Verbrennung gemeinsam.“ Die erhöhte Speicherleistung stelle besonders in den nächsten Jahrzehnten während der Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energien eine wichtige Zwischenlösung dar.
Wälder besser schützen, Holzprodukte langfristig nützen
Die Studie empfiehlt, dass 30 Prozent der Waldfläche rasch gesetzlich geschützt und somit nur sehr nachhaltig bewirtschaftet werden dürfen – ein Drittel davon (=10 Prozent) soll als Naturwälder nicht genützt werden. „Alte Naturwälder fördern die Speicherung von CO2 und gehören mit zu den artenreichsten Lebensräumen. Derzeit sind in Österreich aber nur ein Prozent der Waldfläche streng geschützt“, sagt WWF-Expertin Karin Enzenhofer. Damit die Wälder widerstandsfähiger werden und möglichst viel CO2 binden, muss der Vorratsaufbau erhöht werden. Zusätzlich müssen Holzprodukte möglichst langfristig und kaskadisch genutzt werden.
Aufgrund der Klimakrise verändern sich die Rahmenbedingungen für Waldwachstum und -bewirtschaftung rapide. „Hitze- und Trockenstress sowie Massenvermehrungen von Insekten und Waldbrände setzen den Wäldern immer mehr zu“, mahnt Enzenhofer. „Wir müssen unsere Wälder robust und klimafit machen. Im Kampf gegen die Klimakrise müssen aber nach wie vor die Reduktion der Emissionen und die Einsparung von Energie und Ressourcen an erster Stelle stehen.“
Hier gehts zur Studie.