Seite wählen

Bananen essen, darf man das?

Jun 23, 2020

Bananen essen, darf man das?

von | Jun 23, 2020 | Aktuelles | 0 Kommentare

Anita

Malli

Geschäftsführung Mutter Erde

Ist es legitim, wenn eine Klimaschützerin Bananen isst? Darf sie denn das?

Diese Debatte hat ihren Ausgang in einem Ö3-Interview mit Katharina Rogenhofer, der Sprecherin des Klimavolksbegehrens. Auf dem Frühstückstisch bei Claudia Stöckl letzten Sonntag gab es Banana-Bread, was einigen Hörerinnen und Hörern sauer aufstieß. Die Vorbildwirkung sei dahin, die Frau komplett unglaubwürdig. Wegen einer Banane? Echt jetzt?

 

Uns fehlt das große Bild – Öl und Gas vs. Banane und Ananas

Es ist daher natürlich kein Fauxpas eine Banane zu essen, weil die Bananen nicht das primäre Problem ist, sondern unsere Abhängigkeit von Öl und Gas und unser exorbitanter Energieverbrauch auf der Welt.

Wenn wir über die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts sprechen, müssen wir klar zwei Dinge sehen. Es geht darum 1. in den nächsten Jahrzehnten zu 100% auf erneuerbare Energieträger umzusteigen und 2. unseren Energieverbrauch deutlich zu reduzieren, sonst geht sich das quantitativ kaum aus. Kohle, Öl und Gas haben bei all den Nachteilen wie Kriegen, der Umweltzerstörung beim Abbau und den Treibhausgasemissionen auch den Vorteil, dass sie viel Energie rasch und bisher auch günstig liefern konnten.

Dieses große Bild des Problems liefert uns etwa auch Ex-US-Vizepräsident Al Gore in seinen Filmen „Eine unbequeme Wahrheit“ (2006) und „Immer noch eine unbequeme Wahrheit – Unsere Zeit läuft“ (2017). Da geht es auch nicht um Bananen, Plastiksackerl oder T-Shirts aus Bangladesch, sondern um die Energiewende, die wir möglichst bis 2040 weltweit hinkriegen müssen.

Klar, auch diese anderen Probleme müssen wir angehen: Faire Löhne, Kreislaufwirtschaft anstatt Wegwerfwirtschaft, ein Wirtschaftssystem, das nicht an exponentiellem Wachstum festhält bei gleichzeitigem Überschreiten aller physikalischen und planetarischen Grenzen.

Schließlich hängen all diese Dinge auch zusammen. Es wird letztlich darum gehen, Regionalität zu fördern, anstatt Lebensmittel quer über den Globus zu schicken. Aber da könnten wir etwa mit Heidelbeeren, Himbeeren und Äpfeln anfangen, die wachsen auch bei uns und müssen nicht aus Kanada, China oder Chile kommen. Bei Ananas und Bananen (die übrigens nicht fliegen, sondern auf dem Schiff reifen) wird es noch etwas dauern, bis die bei uns wachsen und ob das erstrebenswert ist, ist zu bezweifeln.

 

Auch Bananen könnten teurer werden – Der Preis für CO2

In einem ersten Schritt, und das fordern alle ökologischen Ökonomen, braucht CO2, also der klimaschädliche Ausstoß unserer Energieträger, einen Preis. Klar wird dann die Banane oder die Ananas teurer und der heimische Apfel billiger. Aber noch wichtiger: Die Energiewende schreitet voran, unsere Abhängigkeit von Öl und Gas wird weniger.

Das, was uns in letzter Konsequenz unseren Lebensraum durch die Erhitzung der Welt nimmt, wird teurer, das was CO2-neutral ist billiger. Derzeit importieren wir in Österreich jährlich um 10 Milliarden Euro Energie. 2/3 des Gesamtenergieverbrauchs in unserem Land stammen von Öl, Gas und Kohle. Da haben wir also noch einiges zu tun, bis 2040. Bis dahin sollten wir – so steht es im aktuellen Regierungsprogramm und das entspräche auch den Klima-Verträgen von Paris – in Österreich diese Ziele erreicht haben.

 

Klimaaktivisten – ganz normale Menschen

Abgesehen vom großen Bild, das uns bei dem Thema fehlt, ist es offenbar auch die Gelassenheit, die irgendwo verloren gegangen ist.

Muss jemand, der sich für Klimathemen stark macht, leben wie in den 50er Jahren, weil unser Energieverbrauch genau dorthin soll? Da gibt es offenbar ein grobes Missverständnis. Natürlich nicht. Menschen die sich – egal ob als Unternehmerinnen, Aktivisten, Politiker, Lehrerinnen oder Schüler – für eine CO2-neutrale Zukunft einsetzen bekämpfen nicht ihresgleichen, also Menschen und ihre Lebensstile. Vielmehr setzen sie sich für andere Umstände ein, die uns ermöglichen, dass wir ALLE so leben können, dass wir nicht weiterhin den Planeten schädigen und am Ast sägen, auf dem wir sitzen.

 

Wie hoch ist unser persönlicher Anteil am Klimaschutz?

Ja, klar bestimmen wir, was wir konsumieren, ob wir mit der Straßenbahn fahren oder mit dem Auto. Aber ob die Straßenbahn mit Ökostrom fährt, oder mit Strom aus einem Gaskraftwerk, das können wir nicht persönlich ändern. Ob es ein flächendeckendes E-Auto-Ladesystem gibt oder günstige Öffis auch nicht.

Auch wenn es oft so dargestellt wird und die Rollen der „Streitparteien“ schon so eingenommen werden: Es geht weniger um einen Kulturkampf der Lebensstile, als um einen grundlegenden Wandel, wie wir wirtschaften und welche Energiequellen wir nutzen. Diese Transformation muss – wie schon bei Corona – die Politik auf den Weg bringen.

Wir BürgerInnen brauchen daher in den nächsten Jahren mehr Gelassenheit und weniger Zeigefinger. Egal aus welcher Ecke.

 

PS: Im Übrigen ist Banana-Bread die perfekte „Restlverwertung“ für gatscherte, dunkle Bananen, die schon 2 Runden in der Schultasche überstanden haben und die eh keiner mehr essen will. Es geht schnell und Mixer braucht man auch keinen.

Hier das Rezept:

Mutter-Erde-Bananenbrot
l

Banana-Bread

  • 2-3  reife bis sehr reife Bananen
  • 3 EL Sonnenblumenöl
  • 150 ml Pflanzenmilch (Hafer, Soja oder andere)
  • 100 Gramm Zucker und 1 Packung Vanillezucker
  • 280 Gramm Mehl (glatt oder universal)
  • etwas Salz
  • 1,5 TL Backpulver
  • 1 TL Zimt
  • 150 Gramm Nüsse nach Wahl

Bananen mit Gabel in Schüssel zerdrücken, alle Zutaten zusammenmischen, in eingefettete oder mit Backpapier ausgelegt Kasten-Backform geben und bei 180° ca 45 Minuten im Backrohr backen.