Obwohl wir aktuell pro Kopf mehr Lebensmittel produzieren als je zuvor, leiden mehr als 800 Mio. Menschen Hunger, 2 Mrd. haben Nährstoffdefizite. Gleichzeitig gelten fast 2 Mrd. Menschen als übergewichtig. Der steigende Druck auf die Ökosysteme und der Klimawandel, nicht zuletzt hervorgerufen durch landwirtschaftliche Produktion, bedrohen die künftige Lebensmittelversorgung. Zum Welternährungstag widmet sich MUTTER ERDE der Situation in der Landwirtschaft weltweit.
Im letzten Jahr hat die Zahl der Menschen, die Hunger leiden, erstmals seit 10 Jahren wieder zugenommen. Konflikte und klimabedingte Katastrophen werden als Ursachen dafür gesehen. Waren es 2015 noch 777 Millionen Menschen, litten 2016 bereits 815 Millionen Hunger. UNO und Weltbank sehen den Zustand der landwirtschaftlichen Produktion ernüchternd: „So weitermachen ist keine Option“, lautet es im Weltagrarbericht. Das heutige Landwirtschaftssystem ist – so die Autoren – nicht geeignet, die Menschen heute und in Zukunft nachhaltig und gesund zu ernähren.
Die Bienen sterben
Die beiden zentralen ökologischen Herausforderungen unserer Zeit – Klimawandel und der Verlust der Artenvielfalt – stehen in direktem Zusammenhang mit der Art, wie wir uns ernähren und wie wir unsere Lebensmittel produzieren. Die derzeitige landwirtschaftliche Produktion ist nicht nachhaltig, sie verursacht Bodendegradation, Rückgang der Artenvielfalt, Wasserverschmutzung, Klimawandel etc. Vor allem der hohe tierische Anteil in unserer Ernährung ist problematisch, da tierische Produkte ungleich mehr Ressourceneinsatz benötigen als pflanzliche. Der in Österreich ungesund hohe Fleischkonsum ist nur möglich, weil wir unsere Ernährungssouveränität aufgegeben haben und die sogenannte „Eiweißlücke“ über Importe decken. Und sie ist möglich, weil wir in Kauf nehmen, dass Nutztiere nicht artgemäß gehalten werden .
Einheitsbrei statt Vielfalt
Die scheinbare Vielfalt an Lebensmitteln in unseren Supermärkten täuscht darüber hinweg, dass diese aus immer weniger Rohstoffen hergestellt werden: Nur mehr 30 Pflanzen decken weltweit 95 % des Nahrungs- und Futtermittelbedarfs ab. Die Lebensmittelindustrie sorgt dafür, dass wir trotzdem das Gefühl von Abwechslung haben. Mit Inhaltsstoffen, die man oft eher in einer Bastelwerkstatt erwarten würde als im Kühlregal. Um Zeit zu sparen, essen wir Dinge, die weder besonders gesund sind noch besonders gut schmecken.
Schau, wo dein Essen herkommt!
Wie die Lebensmittel produziert wurden, interessiert uns dabei kaum. Sind die Tomaten in der Erde gewachsen oder in Nährlösungen im Glashaus? Wurde das Tier krank und gestresst zur Schlachtbank geführt oder durfte es ein artgemäßes Leben führen? Wurde das Saatgut mit Chemikalien behandelt oder stammt es aus biologischem Anbau? Viele Menschen würden wohl anders entscheiden, wenn ihnen die Geschichte eines Lebensmittels im Moment der Kaufentscheidung bewusst wäre.
Unsere Ernährungsgewohnheiten entscheiden ganz maßgeblich darüber, wie es um unseren Planeten bestellt ist: ob wir viel oder wenig Fleisch essen, ob wir bio und regional konsumieren oder nur nach Preis entscheiden. Jede dieser Entscheidungen wirkt sich direkt auf unsere Lebensgrundlagen aus. Im Moment sägen wir mit aller Kraft am sprichwörtlichen Ast, auf dem wir alle sitzen. Wo, wenn nicht beim Essen, sollten wir anfangen, daran etwas zu ändern.